Europäisches Kulturerbejahr 2018: Ein Europabild aus Den Haag (Judentum, Christentum, Islam)
[1] Das Foto zeigt den Rabbijn Maarsenplein im Zentrum von Den Haag. Standort ist die Kreuzung mit der Sint Jacobstraat. Rechts sieht man noch ein Stück vom Areal – nicht der Sankt Jakobskirche, sondern der Nieuwe Kerk, geradeaus blickt man auf eines der beiden Minarette der Mescidi-Aksa Moschee, deren Name auf die al-Aksa Moschee in Jerusalem verweist.
[2] Das Gebäude, in dem sich heute eine der Moscheen voin Den Haag befindet, wurde 1844 im jüdischen Viertel als Synagoge errichtet. In Den Haag lebten vor dem Zweiten Weltkrieg rund 17.000 Jüdinnen und Juden. Die meisten wurden ermordet. Die Synagoge wurde zusammen mit zwei weiteren Synagogen bis 1975 benutzt.
[3] Der Rabbijn Maarsenplein erhielt den Namen 1999 in Erinnerung an den ehemaligen Oberrabbiner von Den Haag, Isaak Maarsen (Oberrabbiner ab 1925). Rabbi Maarsen, seine Frau und zwei Töchter wurden 1943 in Sobibór ermordet, die dritte Tochter wurde in Auschwitz vergast.
[4] Die 1649 begonnene und 1656 fertig gestellte protestantische Nieuwe Kerk ist ein architektonisches Schmuckstück. Inzwischen dient sie nicht mehr als Kirche, sondern als Veranstaltungsort (Konzerte). In ihr befindet sich das Grab von Baruch Spinoza, dem Vordenker von Demokratie und unveräußerlichen Rechten des Menschen (Tractatus Theologico-Politicus, 1670; Tractatus Politicus, 1677).
[5] Die im Bild nicht sichtbare Grote of Sint-Jacobskerk steht auf einem (flachen) Hügel. Archäologische Funde weisen auf ersten Nutzungen des Areals in der Bronzezeit Mitte des 14. Jahrhunderts vor Christus hin. Der heutige Bau stammt im Wesentlichen aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts bis Mitte des 16. Jahrhunderts, es bestanden aber Vorgängerbauten.
[6] Anhand dieser wenigen Fakten ließen sich unschwer die wichtigsten historischen Entwicklungslinien der europäischen Religionsgeschichte bis in die Gegenwart ausarbeiten. In einer historischen Stadt wie Den Haag muss man dafür räumlich nicht einmal 500 Meter zurücklegen. Das ist durchaus charakteristisch für Europäisches Kulturerbe.