Je rechter die Parteien, denen die Politiker*innen angehören, die sich in den letzten Tagen zu Moria geäußert haben, desto größer die Neigung, die Flüchtlinge zu kriminalisieren.
Die griechischen Behörden haben wenig unternommen, um die Verschlimmerung und Zuspitzung der Zustände im Lager Moria auf Lesbos zu verhindern oder wenigstens aufzuhalten.
Die europäischen „Partner“-Länder haben wenig unternommen, um zur Entschärfung der Notlage der Flüchtlinge beizutragen. Zeit hätten sie gehabt, nicht nur Monate, sondern Jahre.
In erster Linie, in zweiter Linie, in dritter Linie geht es um Menschlichkeit, und erst dann um anderes. Flüchtlinge sind Menschen wie du und ich, sie haben Rechte, sie haben Anspruch auf Respekt vor der Menschenwürde, sie müssen hoffen dürfen, dass ihre Flucht verstanden wird.
Nichts davon spielte eine Rolle. Nichts davon wurde ihnen zuteil. Niemand kann sagen, es nicht gewusst zu haben, es gab ausreichend Berichterstattung.
Sie wurden von Hilfsorganisationen gehört, aber denen wurde das Helfen schwer gemacht. Dass das Lager niedergebrannt wurde, ist als verzweifelter Aufschrei zu verstehen.
Sind die Regierungen der europäischen Länder so abgestumpft, dass sie diesen Verzweiflungsschrei nicht hören, nicht verstehen wollen?
Das Feuer war eine Art Notwehrakt, oder ein Verzweiflungsakt, wem der Notwehrbegriff hier nicht behagt.
Die europäischen Länder werden mit ihrer Flüchtlingspolitik, in der Menschlichkeit und Menschenwürde kaum mehr vorkommen, keine Entspannung und Verbesserung der Situation erreichen.
Der Einteilung der Flüchtlinge in stigmatisierende Kategorien wurde Tür und Tor geöffnet. Nicht nur unbegleitete Kinder sind Menschen, sondern die anderen Flüchtlinge, Familien, Alleinstehende, sind es auch.
Nun wird gedroht, gäbe man jetzt nach dem Brand in Moria nach, werde sich bald 2015 wiederholen. Wenn sich etwas „wiederholen“ sollte, dann, weil die europäischen Länder keine Verantwortung übernommen haben.
Ganz aktuell verpassen sie schon wieder eine Chance, voraussehend zu handeln: Afghanistan. Die Taliban sitzen bei den nun begonnenen innerafghanischen Verhandlungen am längeren Hebel, früher oder später werden die Flüchtlingszahlen aus Afghanistan erst recht ansteigen. Wo sind die europäischen Akteure? Eine rhetorische Frage.
Auf kommunaler und regionaler Ebene gibt es viel Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen. Diese Haltung sollte sich durchsetzen.