[1] 2023 findet in Rom der 16. Internationale Kongress zum 18. Jahrhundert und der Aufklärung statt. Thema wird sein: „Antiquity and the Shaping of the Future in the Age of Enlightenment“. Laxenburg ist dabei einen Besuch wert.
[2] Der Bezug auf die Antike war im Zeitalter der Französischen Revolution kaum geringer als in der Renaissance und in der Frühen Neuzeit. Und das, obwohl die „Querelle des anciens et des modernes“ eigentlich zugunsten der „modernes“ entschieden war.
[3] Selbst in den Schriften der Aufklärung wurden mehr antike als zeitgenössische Autoren zitiert. Klarerweise gründete sich die revolutionäre Republik, ob nun in den neuen USA oder in Frankreich, auf die römische Republik, ihre Autoren und ihre Bilder.
[4] Österreich war weit entfernt von Revolution, Republik und Ähnlichem, aber der Bezug auf die Antike war in Nordamerika und Europa geradezu universal. Um daran teilzuhaben, musste man nicht revolutionär eingestellt sein.
[5] Aber ganz ohne zeithistorische Bezüge ging es auch im direkten Lebensumfeld der Habsburger scheinbar nicht, wie es die Installationen im Schlosspark von Laxenburg zeigen.
[6] Im Mittelalter wurde ein Jagdschloss gebaut, das mehrfach modernisiert bis heute existiert und als „Altes Schloss“ bezeichnet wird. Das Österreichische Filmarchiv hat darin seinen Sitz.
[7] Zunächst wird aber das Auge im Zentrum von Laxenburg vom Barockschloss, dem „Blauen Hof“, angezogen. Er geht auf das 16. Jahrhundert zurück, die heutige Anlage ist stark von Lukas von Hildebrandt zwischen 1710 und 1720 geprägt worden. Auch diese Anlage kaufte Maria Theresia und ließ sie aus- und umbauen.
[8] Wanderungen durch den Park führen schließlich zum Concordia Tempel, der 1795 errichtet wurde und einen ‚Kommentar‘ zur Französischen Revolution darstellt – unter anderem, denn die Rundtempelform hat natürlich eine antike Wurzel und „Concordia“ ebenso. Hier wurde auf die Eintracht der Völker angespielt.
[9] Am Ufer des Schlossteichs kann man sich auf den „Rousseauhügel“ stellen, doch fehlt dem Besucher die dazugehörige Rousseaubüste, wie es andernorts der Fall ist.
[10] Weitere Anlagen wie der „Turnierplatz“ und die Franzensburg auf der Schlossteichinsel wurden ebenfalls noch kurz vor 1800 begonnen, verweisen aber eher auf die damals entstehenden Mittelalterkonzeptionen und nicht auf die Antike.
[11] Umsomehr sticht der zeithistorische Horizont der antikisierenden Bauten ins Auge.
[12] Von antiken Konzepten genährt ist schließlich die Büste aus Carrara-Marmor zu Ehren Kaiser Franz I. (1768-1835), ein Geschenk der Stadt Mailand im Stil römischer Kaiserbüsten.
[13] Im Park wachsen zum Teil riesige alte Bäume, von denen viele wohl noch aus dem 18. Jahrhundert stammen. Sie spenden viel Schatten, bei Temperaturen über 30 Grad Celsius sehr erholsam!
Homepage des Schlossparks mit interaktiven Elementen
Zum ISECS-Kongress 2023 in Rom gibt es derzeit noch keine Homepage, Informationen werden später auf der ISECS-Seite unter „Congresses“ zu finden sein.
Anton Tantner hat einen ausgezeichneten kritischen Artikel zu Laxenburg veröffentlicht: Augustin Nr. 476 (Feber 2019): „Das Disneyland der Habsburger. Im Kulturkapmf gegen die Französische Revolution entstand in Laxenburg eine mittelalterliche Phantasielandschaft samt Turnierplatz“. (Rubrik „vorstadt“, S. 23). Eine längere Fassung hier im Blog.